14. September 2018

Medizin für die Royal Navy, Telegramme und der Holzbohrer- der Gimlet



Er ist der Lieblingscocktail einer meiner besten Freunde und gleichzeitig liebsten Cocktailbuddies, ein klassischer Cocktail, bestehend aus wenigen Zutaten und auf vielen Barkarten rund um den Globus zu Hause. Und – so hört man – nach einigen Gimlets zuviel, bohrt sich am Folgetag tatsächlich der Holzbohrer durch den Kopf hindurch.

Doch ob dies wohl wirklich der Grund für die Namensgebung dieses Drinks war?

Schauen wir uns die Geschichte genauer an und gehen zurück zur Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts – und zwar auf die hohe See der Weltmeere und zur British Royal Navy.

Nach einigen Monaten auf See und somit - zur damaligen Zeit - ohne Vitamine, schlich sich bei den Matrosen die Krankheit Skorbut ein, die auf Mangel von Vitamin C zurückzuführen ist. Schon um 1750 war diese Tatsache wohl bekannt und man behandelte die Symptome von Skorbut mit einer Ladung Zitrusfrüchte. 







Doch diese trafen wohl nicht den Geschmack eines jeden Matrosen, denn überliefert ist, dass Surgeon Rear-Admiral Sir Thomas Gimlette zu dem Limettensaft zu gleichen Teilen Gin schüttete, um seine Matrosen dazu zu bringen, mehr Limettensaft zu trinken. Den Nebeneffekt der sicherlich gleich viel besseren Stimmung an Bord, nahm er vielleicht ganz gerne in Kauf – wer weiß das schon. Und schließlich begann auch die ruhmreiche Karriere des Gin and Tonic als Malariaprophylaxe in den tropischen Kolonien. Und auch Queen Mum war sich wohl der Wirkung von Gin bewusst, denn auch ihr wird nachgesagt, jeden Tag ein Gläschen zu sich genommen zu haben und immerhin ein stolzes Alter von 101 Jahren erreicht zu haben.



Doch zurück zum Gimlet:
Eine etwas romantischere Version ist sicherlich diese hier: schon lange bevor es SMS, whatsapp oder twitter gab, zu Zeit der Telegramme, kürzten Menschen Grußformeln ab, was heute das cu, lg oder vg ist, war damals das gmlt – give my love to. Ausgesprochen hört es sich an wie Gimlet.

Lange Zeit blieb der Gimlet in der Welt außerhalb Englands bedeutungslos. Doch der Autor Raymond Chandler lenkte mit seiner Romanfigur Terry Lennox, Klient des Privatdetektivs Philip Marlowe die Aufmerksamkeit seiner Leser auf diesen Drink. Er schrieb: „Wir saßen bei Victor in einer Ecke der Bar und tranken Gimlets. „Die haben keine Ahnung, wie man die macht!“, sagte er "Was die hier einen Gimlet nennen, ist einfach Zitronen- oder Limettensaft mit Gin und einem Schuß Zucker und Bitterbier. Richtiger Gimlet besteht zur einen Hälfte aus Gin und zur anderen aus Rose's Lime Juice und aus sonst nichts. Aber das schlägt sämtliche Martinis haushoch.“ (Raymond Chandler „Der lange Abschied”)





Und auch hier wird mal wieder behauptet, dass es Ernest Hemingways Lieblingsdrink ist – dies lässt sich in diesem Fall aber nicht belegen.

Diskussionen gibt's beim Gimlet aber nicht nur über seine Geschichte. Strittig ist auch immer noch die Rezeptur und Zubereitungsart. Wieviel Gin und wieviel Lime Juice Cordial (also fertiger Limettensirup – das bekannteste Beispiel ist der Rose's Lime Juice)? Ist ein Spritzer frischer Limettensaft notwendig? Wird er on the rocks serviert oder straight up im Cocktailglas?

Ich habe viele verschiedene Ansichten und Begründungen hierfür gelesen und kam zu folgendem Rezept: Viele Quellen geben ein Verhältnis 1:1 vor – Gin und Lime Juice Cordial zu gleichen Teilen. Da dies zu einer recht süssen Mixtur führt, geben die meisten Barkeeper noch einen Spritzer frischen Limettensaft hinzu und meist auch ein bisschen mehr Gin. Gerührt bleibt er recht flach, also shaken.






Grundsätzlich benötigt er kein weiteres Wasser – das ja bei der on the rocks Variante hinzugerechnet werden muss und kann deshalb straight up im Cocktailglas serviert werden.

Nun sitze ich also in meiner Lieblingsbar und bestelle den Gimlet. Und dann fragt mich der Barkeeper: Gin oder Wodka? - was ist denn nun das für eine Variante? Das gibt's doch sonst nur beim Martini. Gin oder Wodka? Definitiv eine Geschmacksfrage, aber mit einem leckeren Grey Goose Wodka sicherlich einen Test wert. Probiert doch einmal diese Variante, die so eher der Untergruppe der Sours zugeordnet werden kann:



60 ml Wodka
30 ml frischer Limettensaft
15 ml Zuckersirup

Und in jedem Fall: shaken und im gekühlten Cocktailglas servieren.


So wünsche ich Euch eine entspannte Cocktailstunde und ein schönes Wochenende. 

7. September 2018

Der offizielle Facebook Cocktail, ein echtes Männer Getränk und ein faux tini drink - der Appletini




Orange, rot, gelb - die Natur zeigt sich momentan in den schönsten Farben. Und der Herbst bringt natürlich auch allerlei wunderbares Obst und Gemüse mit sich. Kürbis, Süßkartoffeln und Äpfel beispielsweise. Und was lässt sich aus Äpfeln machen? Na, Apfelkuchen zum Beispiel, Apfelkompott, Bratäpfel, Cider oder ein Appletini. 

Der Appletini ist einer dieser neumodischen, trendigen „Martinis“ mit einem sehr süßlichen Geschmack nach Frucht, Kuchen oder Süßigkeit. Alle werden mit der Endung „-tini“ abgekürzt, was eben für Martini steht. So ist der Raspberry Martini der Raspberrytini, der Chocolate Martini der Chocolatini und der Apple Martini eben der Appletini. Er stellt den Vorreiter dieser Reihe von trendigen und manchmal von Barmännern verpönten Martinis dar. 

Erfunden wurde er von Adam Karsten als Adam’s Apple Martini 1995 in Kalifornien. Adam Karsten war zu dieser Zeit Barmann im Lola’s in West Hollywood. Von hier aus begann der Appletini seinen „Siegeszug“ durch die Welt und das mit nicht gerade wenig Erfolg. Nicht nur in Bars und Restaurants rund um den Globus ist er wegen seines süßlich und dennoch etwas säuerlichen Geschmacks beliebt, auch Hollywood gab ihm in den letzten Jahren recht viel Aufmerksamkeit. 




So spielte er eine Rolle im Film The Social Network, wo er von Sean Parker alias Justin Timberlake beim Meeting mit Mark Zuckerberg bestellt wird. (Dies war übrigens Fiktion. Mark Zuckerberg hatte bis zum Abend, als der den Film das erste Mal sah, noch nie einen Appletini getrunken. Danach machte er den Appletini zum offiziellen Facebook Drink.)



Auch J.D. in der Serie Scrubs trinkt den Cocktail für sein Leben gern. Ebenso Alan Harper in Two and a Half Men und Ted Mosby aus How I met your mother. Da der Appletini aufgrund seiner Süße und seines Aussehens eher als Mädelsdrink angesehen wird, steckt natürlich bereits im Bestellen dieses Drinks ein gewisser Witz, gerade bei Figuren, die nicht gerade als Macho dargestellt werden. 





Von der IBA, der International Bartenders Association wurde er eine zeitlang in der Liste der klassischen Cocktails geführt.


Warum ist er also so verpönt bei den Barmännern und -frauen rund um den Globus? Sicherlich hat sein Name einen großen Anteil daran. Denn er hat natürlich außer das Glas und die Hauptalkoholsorte Wodka recht wenig gemein mit dem klassischen Martini. Diesem Martini, dessen Geschmack so ausgeglichen und harmonisch ist und der als König der klassischen Cocktails zählt. Diese anderen fruchtigen -tinis werden meist recht abwertend „faux tini drinks“ genannt. 

Und wie wird er gemixt? 

40 ml Wodka
15 ml Apfellikör (Varianten sind beispielsweise der Saure Apfel von Berentzen oder auch der Bratapfellikör zur Weihnachtszeit)
1 Spritzer Triple Sec





Alle Zutaten in einem Cocktailshaker mit Eis shaken und in ein gekühltes Cocktailglas abseihen. Mit einer Apfelscheibe garnieren. 



Cheers!

2. September 2018

Bem-vindo ao Brasil - der Caipirinha


Brasilien - Land des Carnevals, des Sambas, ellenlanger Sandstrände mit hübschen Bikinimodels, tropischer Regenwälder und der wohl bekanntesten Christusstatue. Land der Fussball WM 2014 und des Rhythmusgefühls, Heimat der Copa Cabana, des Zuckerhuts und des natürlich des Caipirinhas. 


Cachaça heißt der brasilianische Zuckerrohrschnaps mit dem er gemixt wird und der als Hauptalkoholsorte in diesem erfrischenden Cocktail fungiert. Es gibt ihn jung und farblos, aber auch golden gefärbt und etwas älter - manchmal sogar im Barrique oder Holzfässern aus heimischen Hölzern gereift. 

Hinzu kommt Rohrzucker - der ist in Brasilien weiß, in Deutschland braun. Ebenso wie Limette, in Brasilien wird sie in Scheiben geschnitten, in Deutschland in Achtel.

Zur Entstehungsgeschichte des Caipirinha gibt es natürlich wieder einmal unendliche Varianten. Die bekannteste, allerdings auch die am wenigsten romantische ist die folgende: Als Mittel gegen die Spanische Grippe wurde ein Getränk aus Zitrone, Knoblauch und Honig gemixt, das auch recht häufig einen Schluck Alkohol enthielt. Um das Jahr 1918 in Sao Paolo wurde ein neues Rezept ausprobiert - der Knoblauch und der Honig weggelassen, stattdessen ein wenig Zucker hinzugefügt. Mit etwas Eis wurde es zum hervorragenden Erfrischungsgetränk für die heißen brasilianischen Tage. Übersetzt heißt Caipirinha übrigens Landei.

Sein Rezept: 
5 cl Cachaça 
1 Limette
2 TL Rohrzucker
Crushed Ice 

Die geachtelte Limette in ein Glas geben und mit einem Holzstößel andrücken, den Rohrzucker dazu geben, crushed ice dazugeben und mit dem Cachaça auffüllen. 

Saúde!



23. Juli 2018

Mocktail Mondays: Watermelon Smash

Es ist mal wieder Montag - ein Montag mitten im Sommermonat Juli. Sonne, Badesee und blauer Himmel begleiten uns durch den Tag. Das schreit nach Wassermelone am Abend...

Unser Watermelon Smash passt perfekt in den montäglichen Feierabend:







4 Stücke Wassermelone (ca. 8qcm groß)
2 TL Rosmarin Sirup
Ginger Beer
Eiswürfel

Die Wassermelone mit einem Muddler andrücken, Rosmarin Sirup und Eiswürfel dazu. Mit Ginger Beer auffüllen.

Cheers! Auf eine relaxte Sommerwoche!

21. Juli 2018

Ein sommerlicher Cocktail, Erdbeeren satt plus ein bisschen Kuba Feeling = Strawberry Daiquiri






Vor einiger Zeit habe ich Euch den Daiquiri vorgestellt, als einen der berühmtesten klassischen Cocktails überhaupt. Mit Rum und Limettensaft gemixt, erfrischend und wunderbar passend zu einer lauen Sommernacht auf der Terrasse oder an der Strandbar oder eben einfach mal so, mit Freundinnen in der Lieblingsbar beim Mädelsabend (oder eben beim Jungsabend mit den besten Kumpels). Doch was macht den Daiquiri zum idealen Drink für unsere Sommerfeierlichkeiten? Richtig: Erdbeeren satt. Sprich: Strawberry Daiquiri.












Man muss natürlich gleich vorab sagen - für einen eingefleischten Daiquiri Fan ist der Strawberry Daiquiri eine große Umstellung, denn ausser dem Rum und dem Limettensaft haben sie wenig miteinander gemein. Trotzdem haben die saftig, süßen Erdbeeren in Kombination mit dem herben Rum und der sauren Limette durchaus seine Berechtigung. Sicherlich einer der Gründe, warum er sich weltweit durchgesetzt hat, der Strawberry Daiquiri. In der „El Floridita“ - Bar in Havanna, Kuba - dort wo schon Ernest Hemingway bevorzugt seinen Daiquiri trank - wird er seit vielen Jahren sogar in verschiedenen Varianten serviert. 




In der Welt der Cocktailians gibt es nicht gerade wenige Gegner dieser fruchtigen Variante des Daiquiris. Ein Grund mögen die Instant - Produkte sein, die vor einigen Jahren den Markt überschwemmten. Da man aber eine Tüten - Tomatensuppe auch nicht mit einer aus frische geernteten Tomaten aus dem eigenen Garten vergleichen kann, ist es sinnlos auf diesen Vergleich einzugehen. Natürlich schmeckt ein Strawberry Daiquiri mit frischen Erdbeeren vom Erdbeerhof oder aus dem eigenen Garten fantastisch, süß und nach Sommer. 

Und wie kam es zu dieser „Frozen“ - Variante des Daiquiri? Der erste Daiquiri wurde um die Jahrhundertwende des vergangenen Jahrhunderts kreiert. Zwanzig Jahre später war er bereits so beliebt, dass die Barmänner begannen zu experimentieren und neue Varianten des Drinks zu finden. So auch Constanze Ribailagua, Barkeeper im der El Floridita Bar. Er kreierte den Mulato, einen Daiquiri auf Kaffeebasis und in der Frozen Version. So war diese Form der Daiquiris geboren. Doch wer den Strawberry Daiquiri letztendlich erfand, davon ist wohl nichts bekannt. 




Ein klassisches Rezept des Strawberry Daiquiri ist das folgende: 

60 ml Rum 
15 ml Triple Sec
30 ml Limettensaft
20 ml Zuckersirup
1 Handvoll Eiswürfel - je nachdem wie flüssig Ihr den Daiquiri mögt auch gerne mehr oder weniger Eiswürfel
1 Handvoll Erdbeeren

Alle Zutaten in einem Mixer / Blender auf höchster Stufe mixen bis sie sich zu einer Masse verbunden haben (ähnlich eines Sorbets). In einem Margarita- oder Cocktailglas servieren. 



Cheers! Habt einen tollen Sommerabend mit dem Strawberry Daiquiri!

18. Mai 2018

Vintage, die 6 wichtigstens Cocktails und der Jack Rose




Vintage ist in - bei Mode, Uhren, Möbeln. Für diese „altehrwürdigen“ Dinge zahlen wir teures Geld - oftmals mehr als diese neu kosten würden. Ob es sich nun verwaschene Jeans, Kleider der 20er Jahre oder eine postmoderne Lampe handelt, sie machen unser Hab und Gut besonders und einzigartig, heben sich ab von der massentauglichen Einheitsware diverser Bekleidungs- und Möbelhausketten, deren Saisonware bei jedem Stadtbummel an jeder Ecke ins Auge sticht. 

Und Vintage Cocktails? Natürlich machen die was her und bei jeder Cocktail - Party ist damit ein gewisser Respekt gegenüber dem Gastgeber garantiert. Jack Rose, White Lady oder den Greyhound, das findet man nicht auf jeder Barkarte - besonders, einzigartig, altehrwürdig und Vintage eben. 











Der Jack Rose ist ein Vintage Cocktail der 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Er enthält Applejack, Limette und Grenadine, was ihn erfrischend fruchtig und ihn nach lauen Sommerabenden und Lagerfeuern am Strand schmecken lässt.  


Der Hauptbestandteil Applejack ist dabei ein Obstbrand aus Äpfeln, der im Amerika der Kolonialzeit im 18. und 19. Jahrhundert beliebt war. Besonders beliebt, und auch hier hergestellt, war er in New Jersey. Der Apple Jack war die erste Spirituose, die in den USA für die kommerzielle Produktion zugelassen wurde.Die älteste noch im Betrieb befindliche Destillerie ist die der Laird & Company. 
Die Herkunft des Jack Rose ist wie bei so vielen klassischen Cocktails umstritten. Vielleicht kommt sein Name vom notorischen Berufsspieler Bald Jack Rose, der Anfang des 20. Jahrhunderts in einige Kriminalfälle verwickelt war und als einer der möglichen Erfinder des Jack Rose in die Geschichte einging. Oder aber man hat ihn aufgrund seiner Farbe nach der pinken Rose namens „Jacquemot“ benannt. Oder Joseph P. Rose hat ihn erfunden, Inhaber mehrerer Gastronomiebetriebe in Newark, New Jersey und einst Weltmeister der Mixologen. 





Seinen ersten Auftritt hatte er allerdings ausgerechnet in einem Cartoon im Jahr 1915 in einem Dialog, den vielleicht so manche Frau schon einmal geführt hat: "Of course, I want a man who can speak French, play pinochle, curry a horse and make a Jack Rose cocktail.“ - „Klar, ich möchte einen Mann, der Französisch spricht, Binoche spielt, ein Pferd striegeln und einen Jack Rose mixen kann.

Einige Jahre später wurde er in einem weitaus gewichtigerem Literaturwerk aufgegriffen. Hier tauchte er in Ernest Hemingway’s Erzählung „The Sun also rises“ (Fiesta) von 1926 auf, in der der Hauptdarsteller Jake Barnes den Jack Rose in der Hotelbar des Crillon Paris bestellte und auf die Ankunft von Lady Brett Ashley wartete.  










Der Jack Rose ist einer der sechs Basisdrinks in David A. Embury’s Cocktailbuch The Fine Art of Mixing Drinks. Die von ihm vorgestellten Basisdrinks sind die seiner Meinung nach wichtigsten Cocktails, die zuerst erlernt werden müssen. Neben dem Jack Rose sind der Martini, der Manhattan, der Daiquiri, der Old - Fashioned und der Sidecar aufgeführt.  Tatsächlich ist der Jack Rose der mittlerweile unbekannteste der sechs genannten.

Das Rezept: 
40 ml Applejack
20 ml Saft einer Limette
10 ml Grenadine

Alle Zutaten mit Eis shaken und in ein gekühltes Cocktailglas abseihen. Mit einer Cocktailkirsche und einem Apfelschnitz garnieren.





Einige Cocktailexperten empfehlen den Jack Rose wegen seines fruchtigen Apfelgeschmacks als Aperitif vor einem schönen Herbstdinner. Ich finde allerdings, dass der bevorstehende Sommer und die ersten heissen Sommertag auf der Terrasse der Lieblingsbar Grund genug sind, ihn auch jetzt schon zu geniessen. 


Cheers. 

11. Mai 2018

Eine vergessene Hollywood - Größe, Stummfilme, die Oscars, Kuba und der Mary Pickford






Mary Pickford - Schauspielerin und Filmproduzentin, Powerfrau der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und fast vergessene Größe des frühen Hollywood. 

1892 in Toronto geboren, wuchs sie mit 2 Geschwistern und ihrer alleinerziehenden Mutter auf. Früh bekam sie Rollen in Stummfilmen, gründete mit 24 Jahren bereits ihre eigene Produktionsgesellschaft, führte als erste Frau Regie im bis dahin männerdominierten Hollywood und war 1919 Mitbegründerin der heute noch bestehenden und populärsten Filmvertriebsgesellschaften weltweit, der United Artists. Später gehörte sie zu den 36 Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Science, die bis heute die Oscars vergibt. 










Sie selbst erhielt einen Oscars als beste Hauptdarstellerin und 1976, 3 Jahre vor ihrem Tod, den Ehrenoscar für ihr Lebenswerk. 



Ruhm genug also um auch einen berühmten Cocktail nach ihr zu benennen. Kreiert wurde dieser von einem der Barkeeper Eddie Woelke, Constante Ribailagua oder Fred Kaufmann des Hotels Nacional de Cuba in Havanna, in dem sie auf einer ihrer Reisen übernachtete. 



Die erste Erwähnung dürfte 1928 im Buch „When it‘s Cocktail Time in Cuba“ von Basil Woon stattgefunden haben. Auch in anderen Cocktailbüchern wurde er erwähnt, die Rezepte variierten dabei stark. Ich habe Euch eine Version aus dem Cocktailian herausgesucht.

Das Rezept: 

60 ml weißer Rum
40 ml frischer Ananassaft
2 Barlöffel Maraschino
2 Spritzer Grenadine

Alle Zutaten auf Eiswürfeln im Shaker kräftig schütteln und in vorgekühltes Cocktailglas abseihen.


Cheers!

4. Mai 2018

Le French - ou la la - der French Martini




Die Franzosen - tragen in unseren Vorstellungen Baskenmützen und einen kleinen Schnurrbart, eventuell ein Baguette unter dem Arm, sind mit alten klapprigen Fahrrädern unterwegs und sprechen ähnlich wie ihre Nachbarn, die Italiener auch mal mit Händen und Füßen. In Gedanken sehen wir sie auf Marktplätzen und in Straßencafes sitzen, mit einen Café Au Lait und einem Croissant auf dem Tisch, eine "Le Monde" in den Händen. Oder als elegante Brünette mit engem Bleistiftrock und knallrotem Lippenstift durch die engen Straßen von Paris eilend.





Nationalstolz beweisen sie dabei wie fast kein anderes Land - wenn es um ihre Küche geht, die Mode, den Vino - oder besser vin, wie er hier heißt. Aber auch andere Getränke stehen bei den Franzosen hoch im Kurs und sie verbreiten sie gerne rund um den Globus. Allen voran natürlich der Champagner, Cremant und ein Likör namens Chambord.

Chambord ist ein Himbeerlikör, hergestellt aus schwarzen Himbeeren, Honig, Kräutern und Vanille. Im Gegensatz zu vielen heutzutage hergestellten Likören wird er aus natürlichen Zutaten hergestellt, ohne Zusatzstoffe. Und das seit über 300 Jahren - genauer seit dem Jahr 1685. Er ist süß und enthält wenig Alkohol.



Und was macht man als cleverer Marketing Manager einer Firma wie Chambord um sein Produkt weltweit bekannt zu machen? Klar, man erfindet einen Drink, der das zu vermarktende Produkt als Hauptzutat enthält und macht ihn publik.

Diese weltweite Kampagne hat im Falle des French Martini wohl hervorragend geklappt. Denn der French Martini hat es auf die Listen der klassischen Cocktails weltweit geschafft. Bei der International Bartender Association in die Liste der New Era Drinks. Und hier wird er so gemixt:

45 ml Wodka
15 ml Chambord Himbeerlikör
15 ml Ananassaft

Alle Zutaten mit crushed ice shaken und in ein gekühltes Cocktailglas abseihen.

Auch dieser Cocktail reiht sich in die Gruppe der mittlerweile unzähligen Drinks ein, die in ihrem Namen das Wort „Martini“ tragen und werden deshalb von vielen Cocktailians und Barkeepern mit Verachtung gestraft.



Auch für mich ist der klassische Martini der König der Cocktails, trotzdem genieße ich die Vielfalt der teils fruchtigen, teils schokoladigen, aber immer sehr süßen und kreativen Drinks, die die Gastronomieszene in den letzten Jahren auf den Markt gebracht hat – wie auch den French Martini, der wunderbar in den Frühsommer passt.


Sante, auf unsere französischen Nachbarn. 

27. April 2018

Ein bisschen Hollywood und die Mafia - der Godfather





Wie schön - jemand zitiert eine berühmte Stelle eines Filmes, beiläufig beim Abendessen, beim Plausch mit Freunden, im Büro, jeder ist sofort in diesen Film hinein versetzt, kann die Stimmung des Filmes spüren. "Ich schau dir in die Augen, Kleines", klar, das sagt Humphrey Bogart zu Ingrid Bergmann in einer der romantischsten Szenen der Filmgeschichte in Casablanca. Ebenso herzergreifend ist seit 30 Jahren immer wieder E.T.s "nach Hause telefonieren". "Möge die Macht mit dir sein" finden dagegen wahrscheinlich die Männer interessanter, dieser Satz stammt aus Krieg der Sterne. Genauso wie Arnold Schwarzeneggers "hasta la vista, baby" als Terminator.












Gerne zitiert, weil ein Fünkchen Wahrheit dran ist, ist Forrest Gumps "Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man kriegt". Ebenfalls Tom Hanks war es, der den Satz "Houston, wir haben ein Problem" aus Apollo 13 berühmt machte. Schmunzeln muss einjeder bei Baby's Satz "Ich habe eine Wassermelone getragen" aus Dirty Dancing. Egal ob Sean Connery, Roger Moore, Daniel Craig oder Pierce Brosnan, sein Name "Bond, James Bond" ist jedem geläufig. Und Leonardo DiCaprios "Ich bin der König der Welt" erinnert an den Anfang der Liebesgeschichte von Jack und Rose in Titanic.






"Ich werde ihm ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann" sagt Marlon Brando als Mafiaboss Don Vito Corleone in Der Pate oder The Godfather, wie er im Englischen heisst. Auch dies ein Satz, der unzählige Male zitiert wurde, jeder der diesen Film einmal gesehen hat, spürt die düstere Stimmung, die mit diesem Satz einhergeht. Der Pate gehört zu einem der wichtigsten Werke der Filmgeschichte und wurde mit 11 Oscars nominiert, von denen er drei gewann.

Berühmt genug also, um einen klassischen Cocktail nach ihm zu benennen - so besagen Legenden. Dem Godfather, einem Cocktail, der bereits durch seine Zutaten Whiskey und Amaretto die Geschichten beider im Film und Mario Puzo's Novelle vorkommenden Nationalitäten, Amerika und Italien, vereint. Ein Cocktail, der durch seinen herben und würzigen Geschmack und gleichzeitig süße Noten brilliert und auch ihn kann man einfach nicht ablehnen.








Die Anekdote, der Hauptdarsteller des 1972 gedrehten Films, Marlon Brando, hätte ihn zu seinem Lieblingsgetränk ernannt oder auch der Drink sei aus diesem Grund so benannt worden, ist unbestätigt.


Der Godfather wurde um 1974 in Los Angeles erstmalig gemixt und hat es auf die Liste der klassischen Cocktails der International Bartender Association geschafft. Er wird als After Dinner Drink getrunken und wird so gemixt:



35 ml Scotch 
35 ml Amaretto

Beide Zutaten in einem Tumbler mit Eis geben.

Eine Anmerkung von mir: keinen hochwertigen Single Malt Scotch verwenden, das wäre einfach zu schade. Statt Scotch kann man es auch einmal mit einem Bourbon versuchen und einen Amaretto einer anderen Marke.




Er passt hervorragend zu einem Frühsommer Abend in einer schummrigen Bar und netter Gesellschaft. Cheers