12. August 2016

Die gesiebte Ananas, Piraten und if you like...Pina Colada



15. August 1954 Hotel Caribe Hilton, Beachcomber Bar, Puerto Rico: Hier soll an diesem Tag Cocktailgeschichte geschrieben worden sein. Einer der bekanntesten Cocktails weltweit wird zum ersten Mal gemixt: die Pina Colada (übersetzt gesiebte Ananas) – Kokoscreme, Ananassaft und Rum.

Die Pina Colada ist allerdings weit mehr als ein cremig, süßer Cocktail, der oft genau aus diesem Grund von Männern als Frauengetränk verpönt wird. Sie ist namensgebend und die Basis einer ganzen Untergruppe der klassischen Cocktails – der Coladas. Hierzu werden die drei Zutaten der Pina Colada – Kokoscreme, Rum und Ananassaft mit Sirups, Likören und anderen Spirituosen erweitert und eine weitere Colada entsteht – so beispielsweise der bereits beschriebene Swimming Pool, aber auch der ebenso von Charles Schumann erfundene Flying Kangaroo oder dem Italian Colada.





Meinungen von Kritikern gibt es diesmal allerdings auch. Die Kombination von Ananas und Kokosnuss mag zwar Urlaubsstimmung hervorrufen, doch dominiert sie auch den Rum. Für Cocktailliebhaber ein absoluter faux pas – die Hauptalkoholsorte sollte immer zu schmecken sein, ebenso wie ihre Qualität. Vielleicht erntet man deshalb ab und zu einen schiefen Blick vom Barkeeper des Vertrauens, wenn man sie bestellt.




Karibik pur im Glas sozusagen – Assoziationen nach Sommer, Sonne, Strand werden wach. Entspannte Nachmittage unter schattenspendenden Palmen. Der verträumte Blick auf kristallklares Wasser. Ein großer gelber Strohhut, eine Hängematte. Strandbars mit einem cocktailmixenden Barkeeper in knappen Shorts. Laue Sommernächte mit Merengue und Calipso im Ohr und dem cremig, süßen Geschmack einer Pina Colada auf den Lippen.

Doch wie so viele Cocktailgeschichten ist auch die des Caribe Hotels als Entstehungsort der Pina Colada umstritten.

Ebenso könnte die eines Piraten namens Roberto Cofresí Anfang des 19. Jahrhunderts wahr und er der stolze Erfinder dieses weltbekannten Drinks sein. Denn auch er mixte seinen Seeleuten ein Getränk aus Ananas, Kokosnuss und Rum - drei zu diesem Zeitpunkt bereits gängigen Zutaten in der Karibik. Doch sicherlich ohne Eis und Maraschino Kirsche als Garnierung.

Oder die Pina Colada wurde hier das erste Mal gemixt: 1963 in der Bar La Barrachina in San Juan, Puerto Rico. Immerhin hat diese Bar sogar eine Tafel am Gebäude installiert, die noch heute an diese „Erfindung“ des Barkeepers Ron Ramon Portas Mingot erinnert.


Erste Aufzeichnungen eines Drinks dieses Namens fand man bereits 1937 in der Middletown Times Herald – hier wurde die Pina Colada mit Kokosnuss und Ananas gemixt – allerdings wohl ohne Rum.
Die New York Times hingegen führt uns nach Kuba. In ihr wird ein Getränk mit Rum, Ananas und Kokosnuss bereits 1950 erwähnt:

„Mixgetränke der karibischen Inseln reichen von Martiniques berühmtem Rumpunsch bis zur kubanischen Piña Colada (brauner Rum, Ananasstücke und Kokosmilch). In Key West kennt man zahlreiche Limetten-Swizzles und Pünsche, und auf den Grenadinen werden Rum-Drinks mit Muskatnuss gewürzt.“ – New York Times: At the Bar, 16. April 1950



Kommen wir zu ihrer Zubereitung. Auch hier gibt es unzählige Varianten und viele Barkeeper greifen auf ein Rezept mit Sahne und Kokossirup zurück. Dies lässt sich besser verarbeiten als die ursprünglich in dem Rezept angegebene Kokoscreme.




In Deutschland wurde die Pina Colada in den 80er Jahren populär, als die Barkultur wieder auflebte und Charles Schumann, Chef der Münchner Bar Schumanns, eine Variante des Pina Colada erfand, den Swimming Pool – den wir ja bereits vor einigen Wochen kennengelernt haben. Schumann nimmt folgende Zutaten für seine Pina Colada: 6 cl weißen oder braunen Rum (oder je zur Hälfte weißen und braunen), 6 cl Ananassaft und je 2 cl Kokosnusscreme und süße Sahne.

Und auch heute ist sie beliebt, sicherlich nicht zuletzt aufgrund ihrer Gabe ihren sonnenhungrigen Verzehrer in die wohligwarme, entspannte Stimmung der letzten Urlaubsreise zu versetzen. Diese Gabe machten sich in den letzten Jahrzehnten auch Kosmetik- und Lebensmittelhersteller zu Nutze und verwendeten ihren Duft in Bodylotions, Badezusätzen und Pfeifentabak und ihren Geschmack in Eiskrems, jelly beans und Erfrischungsgetränken.  
  



1979 landete der Sänger und Komponist Rupert Holmes mit dem The Piña Colada-Song einen Hit und sang „If you like Piña Coladas“. Auch der amerikanische Country-Sänger Garth Brooks entschied sich für einen Song mit diesem Urlaubscocktail und hatte mit dem Titel Two Piña Coladas im Jahr 1998 ebenfalls einen Nr.-1-Hit in den USA.

Probiert die Pina Colada trotzdem – vielleicht einmal im Original mit Kokoscreme und nicht mit Sahne und lasst Euch von ihr entführen auf eine Karibikreise in türkisblaue Buchten und weißem Sandstrand. Cheers, auf den wohl beliebtesten Urlaubs - Cocktail schlechthin. 

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